Kukolka von Lana Lux

Anja Druckbuchstaben | 05 Oktober 2017 |
Erschienen am 18.08.2017 | 375 Seiten | 22,00 € 
Lana Lux | Aufbau Verlag


Klappentext

Ukraine, 90er Jahre. Große Party der Freiheit. Manche tanzen und fressen oben auf dem Trümmerhaufen der Sowjetunion, andere versuchen noch, ihn zu erklimmen. Auch Samira. Mit sieben Jahren macht sie sich auf die Suche nach Freiheit und Wohlstand. Während teure Autos die Straßen schmücken, lebt Samira mit ein paar anderen Kids in einem Haus, wo es keinen Strom, kein warmes Wasser und kein Klo gibt. Aber es geht ihr bestens. Sie hat ein eigenes Sofa zum Schlafen und eine fast erwachsene Freundin, die ihr alles beibringt. Außerdem hat sie einen Job, und den macht sie gut: betteln. Niemand kann diesem schönen Kind widerstehen, auch Rocky nicht. Er nennt sie Kukolka, Püppchen. Wenn Kukolka ihn lange genug massiert, gibt er ihr sogar Schokolade. Alles scheint perfekt zu sein. Doch Samira hält an ihrem Traum von Deutschland fest. Und ihr Traum wird in Erfüllung gehen, komme, was wolle. Lana Lux hat einen gnadenlos realistischen Roman über Ausbeutung, Gewalt und Schikane geschrieben, über ein Leben am Rande der Gesellschaft, geführt von einer Heldin, die trotz allem schillernder nicht sein könnte.   (Quelle: Aufbau Verlag)


Senf

"Irgendwann wirst du erwachsen werden und verstehen, dass du dich nur auf dich selbst verlassen kannst und es für Leute wie dich kein Zuhause, sondern nur eine Bleibe gibt." (S. 64)

Um es direkt vorweg zu nehmen: Dieses Buch ist nichts für schwache Nerven und zart besaitete Seelen. Zu den Themen im Buch gehören unter anderem Vernachlässigung, Ausbeutung, Kriminalität, Kindesmissbrauch und Vergewaltigung.

Samira (auch Kukolka genannt) lebt seit sie denken kann im Heim. Sie hat keine Ahnung wer ihre Eltern sind und kennt daher auch kein Familienleben. Im Heim wohnt sie in armen Verhältnissen und unter einer Schreckensherrschaft, bei der sie beinahe jeden Tag Demütigungen ausgesetzt ist.
Ihr größter Wunsch ist es, nach Deutschland zu kommen.

"Umdrehen darf man sich nicht. Auf gar keinen Fall. Jeder Dummkopf weiß, dass wenn man sich umdreht, irgendwas Schlimmes passiert und man wieder dort landet, von wo man weggegangen ist." (S. 27)

Zu sagen, dass Kukolkas Weg steinig ist, ist schwer untertrieben. Unterwegs gerät sie an widerliche Ausbeuter und kriminelle Banden. Sie sieht und erlebt so viele Grausamkeiten, dass es für ein Leben kaum zu bewältigen ist.
Jetzt könnte man sagen, dass vieles davon in einer anderen Zeit und einem anderen Land geschieht, aber das kann wohl kaum eine Entschuldigung sein.

"Ich wusste, dass ich zu niemandem gehöre und nichts wert bin. Dass ich einfach da bin, so wie Kakerlaken. Niemand weiß, wo die herkommen. Niemand braucht sie. " (S. 199)

Die Geschehnisse werden aus Kukolkas Sicht erzählt. Sie schildert all diese Begebenheiten mit einer kindlichen und gleichzeitig nüchternen Naivität. Viele Situationen haben mich traurig und fassungslos gemacht, doch ich wollte keine einzige Sekunde verpassen. Ich hatte das Gefühl, ich müsse das alles zusammen mit Kukolka durchstehen.

An eine Sache musste ich bis zum Schluss immer wieder denken: Man muss mehr Träume haben, als die Realität zerstören kann. Ich denke, das trifft auf Kukolka zu. Sie hat trotz allem Übel diese unglaubliche innere Stärke, die sie am Leben hält.
Das Ende ist gleichzeitig ernüchternd und erfreulich, aber auf jeden Fall authentisch.


Fazit

Ich habe nie zuvor ein solch grausam erschreckendes und gleichzeitig fesselndes Buch voller Hoffnung und Sehnsüchte gelesen. Kukolka ist eine bemerkenswerte Person, deren Geschichte mich sehr aufgewühlt hat.


(4 von 5 Punkten)




Vielen Dank an den Aufbau Verlag für das Rezensionsexemplar!!




4 Kommentare:

  1. Klingt wirklich packend, aber ich weiß nicht, ob ich die emotionale Stärke hätte, diesen Weg mitzugehen...

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    1. Ich kann deine Bedenken verstehen, aber ich kann dir auch versichern, dass es sich lohnt =).

      LG
      Anja

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  2. Huhu!

    Eine sehr schöne Rezension! Das Buch steht schon auf meiner Wunschliste, und ich habe mir schon gedacht, dass es sicher kein einfaches Buch ist, sondern eines, das an die Nieren geht... Trotzdem möchte ich es auch unbedingt lesen.

    Ich habe deinen Beitrag HIER für meine Kreuzfahrt durchs Meer der Buchblogs verlinkt!

    LG,
    Mikka

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    1. Vielen dank liebe Mikka! Ich werde gleich mal stöbern kommen =)

      LG
      Anja

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