Zum Inhalt:
In einer Welt, in der keine Tiere mehr existieren, kommt sich auch der
12-jährige Kester manchmal vor wie der Letzte seiner Art. Zumindest in
dem Mentorium für Problemkinder, in dem er lebt und wo alle so tun, als
sei mit ihm etwas nicht in Ordnung. Als er dann auf einen Schwarm
sprechender Tauben trifft, denkt Kester, jetzt werde er völlig verrückt.
Aber diese Tiere haben ihm etwas mitzuteilen …
Sie
befreien Kester und bringen ihn in die Wildnis zu einem Ort, an dem die
letzten wilden Tiere verborgen vor der Welt überlebt haben. Ihr weiser
Anführer, ein mächtiger Hirsch, bittet Kester um Hilfe, und gemeinsam
begeben sie sich auf eine große Reise, begleitet von einem vorwitzigen
Wolfsjungen, einer eitlen Katzendiva, einer tanzenden Feldmaus, einer
philosophischen weißen Taube und einem eigensinnigen Mädchen namens
Polly.
(Quelle: http://www.randomhouse.de/Buch/Die-Grosse-Wildnis-Band-1/Piers-Torday/e439808.rhd)
Mein Senf zum Buch:
"*Mensch, ich trete vor dich im Namen all derer, die du getötet hast. Deine Zeit ist um.*" (S. 345)
Schon nachdem ich die Leseprobe verschlungen hatte war mir klar, dass ich dieses Buch lesen muss. Der Schreibstil hat mich einfach beeindruckt.
Schon auf den ersten Seiten wird einem bewusst, dass Kester Jaynes ein besonderer Junge ist. Seit seine Mutter gestorben ist, hat er aufgehört zu sprechen. Das Buch ist aus seiner Sicht geschrieben und dadurch hat man natürlich einen ständigen Blick auf seinen Charakter und seine Gefühlswelt.
Er sagt selbst, er sei ein Freak, ohne Stimme und ohne Freunde. Er ist sensibel und sehr nachdenklich und er hat den Blick für das Wesentliche nicht verloren. Trotzdem stößt er schon auf den ersten 30 Seiten an seine Grenzen. Denn er lebt in Mentorium. Kester nennt es Schule, aber eigentlich hat es mehr von einem Gefängnis.
"Eure Eltern haben euch hierhergeschickt, weil sie euch, ähm, vergessen wollen." (S. 13)
In seiner Zeit, hat die Rote Pest beinahe alles tierische Leben dahingerafft. Es gibt außerdem keine Lebensmittel mehr, sondern nur eine Art Ersatz, der Formula genannt wird.
"Die vielen unnützen Insekten und Schädlinge, denen die Rote Pest nichts anhaben konnte, sind uns meistens nicht einmal einen Namen wert, sie sind Ungeziefer, mehr nicht." (S. 12)
Und mit genau diesem Ungeziefer fängt es an. Kester begibt sich auf eine abenteuerliche Mission. Doch vor allen Dingen sind sie auch auf der Flucht, denn auf ihrem Weg begegnen ihnen immer wieder auch Menschen, denen sie nicht trauen können.
Neben wahnsinnig spannenden und mitreißenden Passagen, gibt es auch immer wieder Stellen, die einen als Leser sehr nachdenklich zurücklassen und zwar immer dann, wenn es um menschliches Verhalten geht.
Etwas gewöhnungsbedürftig fand ich einige Bezeichnungen wie Mähndrischer, Mutter und Große Wildnis. Ich bin mir zwar sicher, dass das gewollt ist, aber ich würde mir das doch gerne mal im Original ansehen. Ich denke im Englischen kommt das vielleicht etwas besser rüber.
Ganz besonders zu erwähnen ist die grafische Gestaltung des Buches. Da wäre zum einen das Cover, das mir sofort ins Auge gefallen ist, aber doch eher nach einem Kinderbuch aussieht, was der Inhalt nicht wirklich ist. Sehr schön sind auch die einzelnen Kapitelüberschriften und Buch-Abschnitte, die jeweils mit Zeichnungen versehen sind.
Das Ende des Buches hielt für mich noch die ein oder andere Überraschung bereit und gleichzeitig wird auch deutlich, dass dies erst der Anfang einer spannenden Reise ist.
Fazit:
Eine sehr mitreißende, aufregende und gefühlvolle Geschichte. Obwohl es an Humor nicht mangelt, stimmt das Buch gleichzeitig auch traurig und nachdenklich. Das Buch sollte eine Pflichtlektüre für Erwachsene sein. Ich kann die Fortsetzung nicht erwarten.
"*Wenn ein Tier stirbt, erfahren wir es, ganz gleich wo wir gerade sind. Denn dann weint der Himmel Tränen*" (S. 117)
5 von 5 Sternen