Zum Inhalt:
Anders als normale Teenager verbirgt Lucie ihren Körper nicht aus Scham,
sondern weil sie Angst hat, dass es sie ihr Leben kostet, wenn jemand
von ihrem Geheimnis erfährt: Die 18-Jährige besitzt Flügel, die aussehen
wie die eines Raubvogels und deren Flughunger sie kaum stillen kann.
Was für ein Wesen Lucie ist, hat sie selbst bisher nicht herausfinden
können. Aber der finstere Sergej weiß mehr. Und auch der unheimliche
Junge mit den Schmetterlingsflügeln, der sie nachts beobachtet, kennt
Lucies wahre Bestimmung: Sie soll die Seelen toter Kinder abholen und
durchs Jenseits begleiten. Als Lucie schließlich gezwungen ist, sich
ihrer grausigen Aufgabe zu stellen, muss sie fürchten, ihre
menschliche Seite zu verlieren ...
Mein Senf zum Buch:
Kennt ihr das, wenn ein heiß ersehntes Wunschbuch bei euch einzieht, ihr es aber erstmal auf dem SUB parken müsst, wel ihr gerade etwas anders lest? Irgendwann wird es dann vom SUB befreit und es ist so überwältigend gut, dass ihr euch beim Lesen fragt: Wieso bloß? ... WIESO bloß habe ich das Buch nicht schon früher gelesen? Genauso erging es mir bei Harpyienblut von Daniela Ohms =)
Beim Einstieg in das Buch, auf den ersten paar Seiten, hatte ich so meine Zweifel, ob Harpyienblut und ich jemals Freunde werden. Den Prolog fand ich gut, aber der Beginn des ersten Kapitels konnte mich so gar nicht begeistern, dabei bin ich ein großer Volleyball-Fan.
Am Ende bin ich natürlich froh, dass ich weitergelesen habe.
Besonders hervorzuheben ist der Schreibstil der Autorin. Daniela Ohms schafft es nahezu durch das ganze Buch hindurch, mir ihrer Art zu schreiben, eine unheimlich intensive Athmosphäre zu erzeugen, die mich absolut in ihren Bann gezogen hat. Der Stil der Autorin, gepaart mit dieser nachdenklichen und tiefgründigen Geschichte, lässt einen selbst dann nicht los, wenn man das Buch schon zugeklappt hat. Ich muss euch einfach ein Beispiel geben:
"Alle Menschen besitzen nur die Splitter einer Seele, Lucie. Manche fühlen es mehr, andere weniger, je nachdem, wie viele Leben die letzte Trennung zurückliegt.' Jean atmete tief ein. 'Das ist der Grund, warum Menschen nach ihrer großen Liebe suchen. Der Grund, warum wir Familien gründen und Kinder bekommen, warum wir manchmal Freunde finden, die ein Leben lang bei uns bleiben. Die Menschen lieben, weil sie nach den anderen Teilen ihrer Seele suchen. Unser ganzes Leben lang sind wir bestrebt, wieder zu einem Ganzen zu verschmelzen.' " (S. 336 unten)
Neben der liebevollen Charaktergestaltung, wimmelt es im Buch von tollen neuen Ideen und man hat zu keiner Zeit das Gefühlt, bestimmte Dinge schon einmal gelesen zu haben.
Die Hauptprotagonistin Lucie macht von allen Charakteren im Buch, bei weitem die größte Wandlung durch. Sie wird mit Ergeignissen und Schicksalen konfrontiert, die drohen, ihre menschliche Seite zu zerbrechen. Auch wenn sie durch Jean (ein erfahrenes Harpyienblut), Sergej (der Meister der griechischen Mythologie) und ihre beste Freundin unterstützt wird, stößt sie sehr schnell an ihre Grenzen und verliert die Kontrolle. Auch das ist ein Aspekt, der mir sehr gut gefallen hat, Lucie ist bei weitem nicht perfekt.
Es gibt auch etwas an der Geschichte, das mir nicht so gut gefallen hat: Lucie hat im Laufe ihrer Entwicklung und Wandlung immer wieder berechtigte Fragen und Zweifel. Auf jede dieser Fragen und Zweifel hat Jean eine einfache und logische Erklärung aus der Welt der Harpyien parat, mit der sich Lucie schnell zufrieden gibt. Als das zum x-ten Mal vorkam, hat mich das irgendwie gestört. Bei der Bewertung des Buches, schwankte ich deshalb zwischen 4 und 5 Sternen, aber das Resultat sieht man ja unten =)
Fazit:
Wer etwas mit Urban Fantasy anfangen kann und bereit ist sich mit Tod und Wiedergeburt auseinanderzusetzen, für den wird dieses Buch zum absoluten Page-Turner.
5 von 5 Sternen