Klappentext
Irgendwo in einer Kleinstadt mitten in Deutschland treffen sich drei Freunde auf ein Feierabendbier. In den sozialen Netzwerken haben sie sich schon an ausländerfeindlichen Pöbeleien beteiligt. Nun werden sie zu Verbrechern, denn wenige Stunden später werfen sie einen Molotowcocktail in eine Flüchtlingsunterkunft. Die Bewohner, darunter auch Kinder, entkommen nur knapp.
Reiner Engelmann recherchiert die Hintergründe dieser schrecklichen Tat. Er analysiert die Beweggründe und er befragt die Opfer, die sich in Deutschland endlich sicher gefühlt hatten. Dabei wird deutlich: rechtes Gedankengut und Fremdenfeindlichkeit sind in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen und viel zu lange unbeachtet geblieben. (Quelle: cbj Verlag)
Senf
Nach den ersten wenigen Seiten, ist mir als erstes aufgefallen, dass der Autor einen recht neutralen und monotonen Erzählstil verwendet. Reiner Engelmann schildert zu Beginn verschiedene Schicksale, in dem er die Flucht von Personen aus Somalia, Afghanistan, Syrien, Pakistan und Simbabwe beschreibt. Sicherlich ist es erschütternd, was den Betroffenen widerfährt und trotzdem gingen mir die Geschichten nicht wirklich nah. Ich habe echt Emotionen vermisst.
Vielleicht sind 5 verschiedene Schicksale auch einfach ein bisschen viel für das doch recht dünne Werk. Ich hätte gerne etwas mehr Details aus dem Leben der Personen in ihrer Heimat erfahren. Doch der Autor umreißt diese Themen nur grob, so dass die Geschichte immer etwas auf Distanz zu mir blieb.
Als sich herausstellt, dass die Flüchtlinge auch in Deutschland nicht sicher sind, weil ihre Unterkunft angegriffen wird, habe ich mich natürlich gefragt, was Menschen dazu antreibt, eine solche Tat zu begehen.
Durch die Gespräche mit ihren Anwälten, erfährt man etwas mehr über die Hintergründe der Täter, ihre Vergangenheit und mögliche Motivation. Die Aussagen der Täter waren so extrem dumm, dass ich an einer Tour den Kopf schütteln musste. Nicht eine Sekunde haben diese sich ernsthaft Gedanken um IHR Land gemacht, als sie diesen Cocktail geworfen haben. Dieses unreflektierte und blödsinnige Geschwafel, hat mich wirklich wütend gemacht (also immerhin doch eine Emotion =).
Durch Familienangehörige habe ich einen Einblick in die Vergangenheit eines Angeklagten bekommen. Es wird aufgezeigt wie sich die ersten Anzeichen von rechtsextremen Neigungen bereits im Jugendlichen Alter zeigten ohne sonderlich aufzufallen. Diese Schilderungen strotzen nur so von Schubladen-Denken und Klischées. Bei jedem "normalen" Roman hätte ich mich tierisch darüber aufgeregt. Aber diese Geschichte beruht nach Angaben des Autors auf einer wahren Begebenheit und wurde gründlich recherchiert, so dass ich diese Klischées nur schwer ins Kreuzfeuer nehmen kann.
Fazit
Was mich am meisten am Buch begeistert hat, war das Zitat recht zu Beginn des Buches:
"'Wenn ihr den Kriegbeenden wollt,sendet Bücher statt Waffen.Sendet Stifte statt Panzer.Sendet Lehrer statt Soldaten!'"Malala Yousafzai(S. 19)
Das Urteil und die Gedanken des Richters haben mir ebenfalls richtig gut gefallen.
Eigentlich hat der Autor hier ein wirklich umfassendes Werk geliefert. Er schildert die Tat, recherchiert Motive, Hintergründe und mögliche Motivation, die Vergangenheit der Täter, das Urteil, Fluchtursachen und am Ende liefert er noch ein interessantes Glossar zur rechten Szene. Natürlich gibt es auch immer mindestens einen Nachbar, der bestätigen kann, dass die Angeklagten eigentlich ganz nette Typen sind.
Leider kam die Geschichte im Gesamten nicht nah genug an mich ran und ich denke, dass liegt einfach an der relativ nüchternen Art des Erzählens.
"Anschlag von Rechts" ist ein Buch über ein wirklich wichtiges Thema, aber ich bewerte hier nicht das Thema, sondern die Umsetzung der Geschichte an Hand dieses Buches.
Hallo Anja,
AntwortenLöschendas Buch habe ich auch bekommen und ich bin gespannt. Wie es mir gefällt. Werde es wohl erst in einer Woche beginnen! LG Verena
Hallöchen Verena,
Löschenja da bin ich auch mal gespannt. Werde dann auf jeden Fal mal bei dir stöbern kommen.
LG
Anja
Hallo Anja,
AntwortenLöschenich habe das Buch auch gelesen und rezensiert. Genau wie du, fand ich den Schreibstil nicht wirklich packend. Schade. Das Thema ist wichtig, gerade auch für ein Jugendbuch. Aber bei dem Schreibstil fürchte ich, dass die meisten Jugendlichen spätestens nach einem Drittel aussteigen.
Viele Grüße
Ann-Bettina
Huhu Ann-Bettina,
Löschenda hast du recht, das hab ich hier gar nicht bedacht. Was das angeht, muss ich mich dir anschließen. Ich denke, dass die Lektüre für Jugendliche auch wenig ansprechend ist, was eben einfach am Stil liegt.
LG
Anja