Klappentext
Stockholm: Nach einem Blutbad an einem Gymnasium steht die achtzehnjährige Maja vor Gericht. Sie hat geschossen, und unter den Toten sind ihre beste Freundin Amanda, ihr Freund Sebastian und der Lehrer Christer. Wie konnte es dazu kommen, dass dieses einstmals so beliebte Mädchen zur meistgehassten Person Schwedens wurde? Und ist sie überhaupt eine Mörderin? (Quelle: Bastei Lübbe)
Senf
"Ich glaube nicht an den Zufall. Ich glaube auch nicht an Gott. Ich glaube daran, dass alles, was geschieht, in das hineinpasst, was vorher geschehen ist, wie eine Kette. (S. 429)
Das erste Kapitel habe ich mit anhaltendem Staunen und Ungläubigkeit gelesen. Noch nie habe ich eine Protagonistin erlebt, die dermaßen zynisch und sarkastisch ist. Vor allem nicht in der Situation, in der sie sich befindet.
"Die Staatsanwältin sollte lernen, sich ein bisschen prägnanter auszudrücken. Sie hat noch nicht einen Satz gesagt, der kurz genug gewesen wäre, um ihn zu twittern." (S. 43)
Ich bin beeindruckt auf welche Art Maja über alltägliche Dinge spricht und zutiefst schockiert, wenn sie im gleichen Tonfall über den Anblick verblutender Opfer nachdenkt.
Das Buch ist komplett aus ihrer Sicht geschrieben. Maja schildert die Ereignisse vor der Tat, im Gefängnis, im Gerichtssaal, bei Verhören und ihren neuen Alltag.
Dabei wirkt sie oft abgestumpft und sehr negativ. Besonders die Personen in ihrem Umfeld (Vater, Mutter, Freunde) kommen sehr schlecht dabei weg. Der Stil hat eine außergewöhnliche Sogwirkung. Ich habe sehr intensiv an Majas Erzählungen und Gedanken gehangen.
Mit jeder Seite habe ich versucht dahinter zu kommen, was tatsächlich passiert ist und ob ich Maja einfach in die Schublade Opfer oder Täter stecken kann. Doch es ist gar nicht so einfach, das Geschehene objektiv zu betrachten. Das hat die Autorin wirklich clever gemacht.
"Irgendwo habe ich mal gelesen, dass "Die Wahrheit das ist, woran man sich entscheidet zu glauben"." (Seite 14)
Maja hängt sich manchmal an die Beschreibung von Kleinigkeiten und schweift ab, während ich darauf brenne, zu erfahren, was zur Hölle hier eigentlich passiert ist. Dabei wurde ich etwas ungeduldig, kam aber nie auf die Idee vorzuspulen, aus Angst ein wichtiges Detail zu verpassen.
Die Geschichte nimmt nochmal ordentlich an Fahrt auf, als Majas Anwalt beginnt, im Rahmen der Verhandlung, Majas Sicht der Dinge zu schildern. Am Ende steht ein spannendes Plädoyer.
Malin Persson Giolito hat mich mir ihrer Geschichte einmal mehr darin bestätigt, nur Fakten zu vertrauen und mich nicht von Medien oder Personen anstacheln zu lassen. Sachverhalte sind nicht immer so eindeutig wie sie zunächst scheinen. Menschen sind so lange unschuldig, bis ihre Schuld bewiesen ist. Das ist nicht umsonst ein wichtiger Grundsatz.
Fazit
Die Autorin, die selbst Juristin ist, hat diese Geschichte clever aufgebaut. Besonders beeindruckt hat mich der Schreibstil.
Die Gedankengänge der Protagonistin sind so zynisch wie ich sie selten erlebt habe.
In ihren Rückblicken verliert sich Maja manchmal in Details, was mir etwas Durchhaltevermögen abverlangte. Gleichzeitig klebte ich jedoch an den Seiten, weil ich immer Angst hatte, ein wichtiges Detail zu verpassen. Malin Persson Giolito zeigt auf beeindruckende Weise, dass man Menschen ihr Martyrium von außen nicht ansieht und dass man manchmal unschuldig und gleichzeitig schuldig sein kann.
Hey Anja,
AntwortenLöschendas Buch hört sich gut an. Ich setze es mal direkt auf meine Wunschliste. :)
Hab einen tollen Abend.
Ganz lieben Gruß
Steffi von angeltearz liest
Hallöchen Steffi,
Löschendas kann ich nur empfehlen =).
LG
Anja
Danke für die Vorstellung, das klingt sehr interessant!!
AntwortenLöschenGerne liebe Lena =)
LöschenLG
Anja