Keine Kinder sind auch keine Lösung von Nina Katrin Straßner

Anja Druckbuchstaben | 26 April 2017 |
Erschienen am 16.03.2017 | 301 Seiten | 10,00 € | ab 16 Jahren |
Nina Katrin Straßner | Bastei Lübbe


Klappentext

"Bekommt endlich mehr Kinder", tönt es seit Jahren aus aller Munde. Sind die dann aber da, haben wir den Salat. Im Beruf werden Mütter und geltende Gesetze ausgebremst. Väter, die mehr als zwei Monate Elternzeit nehmen, sind auch weg vom Fenster. Und wenn die Eltern ihren Kummer im Biergarten ertränken wollen, nagelt einer ein Schild an den Eingang: "Kinder verboten!" – und wird dafür auch noch gelobt. Nina Straßner sagt, was wir tun können. Die Juristin lotst sie mit leichter Feder durch alles Gesetzliche und erklärt, wann wir Arbeitgeber belügen dürfen, warum sich tobende Kinder im Supermarkt rechtlich einwandfrei benehmen und weswegen übergewichtige Königspinguine ein optimales Rollenbild abgeben. (Quelle: Bastei Lübbe)


Senf

Ich war sehr gespannt, was mich in diesem Buch erwartet. Schon die Widmung und der Prolog zeigen, dass die Juramama Sinn für Humor und einen angenehmen Hang zu Sarkasmus hat. Ich war direkt angefixt.
Im ersten Kapitel schildert die Autorin farbenfroh eins der Worst Case Szenarios, die Eltern im Alltag fürchten und zwar "Einkaufen mit einem 5 und einer 2-jährigen". Böswillig platzierte Fruchtzwerge, Spielzeug und Süßigkeiten an der Kasse, können einen Einkauf mit Kind schnell mal zu einem nervenaufreibenden Kraftakt werden lassen. Auch die Blicke und schlauen Kommentare der besserwisserischen Unbeteiligten ist mir durchaus aus eigener Erfahrung bekannt. Die Schilderungen der Autorin waren sehr unterhaltsam.
Nach ein paar Seiten, habe ich mich gefragt, ob dieses Buch nur als Selbsthilfe dient, um sich den Frust und Unmut mal von der Seele zu schreiben. Zum Glück machte die Juramama dann genau das, was ich vom Buch erwartete. Es gibt einen Ausflug ins rechtliche Umfeld, angefangen mit Eltern-Kind-Parkplätzen.
Von hier an, hatte ich das Gefühl, dass sich die Autorin jetzt erst so richtig warm gelaufen hat, denn nun geht es ordentlich zur Sache. Wenn es um das Bild des "modernen" Vaters geht, teilt die Autorin fleißig aus. Hier bekommen sogar Siegmar Gabriel und der Playboy ihr Fett weg.
Die Juramama läuft hier wirklich zur Hochform auf und ich musste mich anstrengen, ihren geballten Ausführungen zu folgen, um wirklich nichts zu verpassen.

Kapitel um Kapitel zieht sich dieser Stil durch das gesamte Buch. Die Autorin beschreibt zunächst eine Situation oder einen Sachverhalt aus dem Alltag. Das macht sie mit viel Humor, Sarkasmus, jeder Menge Übertreibung und Dramatik, was mich als Leserin oft schmunzeln lassen hat.
Im Anschluss  liefert sie immer wieder Fakten und rechtliche Hintergründe.
Es waren viele Themen dabei, die ich mit Spannung verfolgt habe (z.B. Kinder belügen zwecks erzieherischer Maßnahmen oder Frauen bei der Bewerberauswahl). Andere wiederum habe ich einfach nur zur Kenntnis genommen (das ganze Schwangerschaftsdrama). Langweilig wurde es aber zu keiner Zeit.
Insgesamt hatte ich erwartet, dass es im Buch hauptsächlich um Kinder geht. Nicht immer, aber zumindest indirekt ist das auch der Fall. Thematisch schwenkt das Ganze eher in Richtung Frauenrolle/ Frauenbild.
Den Epilog habe ich noch mal richtig genossen. Die Autorin erzählt von all ihren guten Vorsätzen bzgl. Kinder kriegen und erziehen und zeigt dann wie die Konfrontation mit der Realität all diese schönen Vorsätze ganz selbstverständlich zunichte macht. Ich habe mich selbst darin oft wiedererkannt. Ein ergreifendes Finale eines sehr unterhaltsamen Sachbuches.



Fazit

Feuer frei für die Juramama! Mit jeder Menge Humor, Sarkasmus und spitzer Zunge, schießt Nina Katrin Straßner gnadenlos auf Präsidenten, Journalisten, Politiker, Zeitschriften, unfaire Eltern-Kind-Parkplatz-Besetzer und alles was ihr sonst noch vor die Flinte gerät.
Mein Eindruck das gesamte Buch über, schwankte zwischen hochspannend, sehr unterhaltsam und leicht anstregend. Leicht anstrengend deshalb, weil einem die vielen Übertreibungen einfach viel Aufmerksamkeit abverlangen und mit der Zeit etwas eintönig wirken (trotz immer neuer wilder Szenarien). Insgesamt habe ich mich gut unterhalten gefühlt und auch der rechtlich informative Anteil hat mir gut gefallen. Ich hatte allerdings etwas mehr Themen erwartet, die direkt Kinder betreffen. es wäre außerdem schön gewesen, auch Alleinerziehende in den Fokus zu setzen. Was ich für mich mitnehme: Frauen haben in den letzten Jahren viel erreicht, aber Nina Katrin Straßner zeigt auch deutlich, dass dies kein Grund ist, sich zurück zu lehnen.
 
(4 von 5 Punkten)




Vielen lieben Dank an Bastei Lübbe für dieses Rezensionexemplar!



3 Kommentare:

  1. Der Titel würde mich schon ordentlich abschrecken, aber deine Beschreibung klingt dann doch recht interessant.

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    1. Hey =)

      Gerade als Mama kommen einem viele der Themen im alltag nur allzu bekannt vor, daher war ich auf Anhieb sehr interessiert. Bis auf ein paar Kritikpunkte, wirklich gelungen =)

      LG
      Anja

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