Es wird keine Helden geben von Anna Seidl

Anja Druckbuchstaben | 18 Januar 2014 |
Zum Inhalt:
Man kann die Angst riechen. Man kann nach ihr greifen.
Er ist unter uns. Wir können sie hören, die Schüsse. Sie sind laut. Viel zu laut.

Ein völlig normaler Schultag. Doch kurz nach dem Pausenklingeln fällt der erste Schuss. Die fünfzehnjährige Miriam flüchtet mit ihrer besten Freundin auf das Jungenklo. Als sie sich aus ihrem Versteck herauswagt, findet sie ihren Freund Tobi schwer verletzt am Boden liegen. Doch für Tobi kommt jede Rettung zu spät, und Miriam verliert an diesem Tag nicht nur ihr bislang so unbeschwertes Leben.

Mein Senf zum Buch:
"Es ist nicht wie in den Filmen, wo alle schon wissen, was geschehen wird, weil sie die Vorschau gesehen haben. Und es gibt auch keine Helden. Denn in der realen Welt denkt man nur an sich" (S. 7)

Ohne große Umschweife wird man direkt in das Geschehen katapultiert. Man befindet sich in der Schule, der Amokläufer schießt um sich und Panik bricht aus. Zeitgleich taucht man in die Gefühlswelt der Protagonistin ein, in ihre Sicht des Amoklaufs. Sie schildert uns auf direkte und einzigartige Weise ihre Emotionen und Gedanken. Die Atmosphäre ist zum zerreißen gespannt.
Wer hier allerdings auf 250 Seiten die Schilderung eines blutigen Massakers erwartet, der täuscht sich. Es geht vielmehr um die Zeit danach. Wie man als Beteiligter damit umgeht, mit all seinen inneren Konflikten, den Schuldgefühlen und wie man es schafft trotzdem weiterzuleben oder eben auch nicht.

Nach den ersten 100 Seiten hatte ich den Drang ein wenig nach der Autorin zu recherchieren. Ich wollte wissen, wer das ist, der so eindrucksvoll und mitreißend beschreibt, wie ein so furchtbares Erlebnis alles auf einen Schlag verändert. Ich wollte wissen, ob ihr sowas vielleicht selbst passiert ist. Und dann war ich total überrascht, denn nix... nada! Das Buch ist nicht autobiographisch und die Autorin ist verdammt jung. Und trotzdem schafft sie es diesen Leidensweg zu erzählen, als wäre sie selbst dabei gewesen, so intensiv kommen beim Leser die Gefühle von Miriam an. Ich habe keinerlei Zweifel am schriftstellerischen Können der Autorin und würde gerne mehr von ihr lesen.

Fazit:
Ein Buch das schockiert, berührt, einen nachdenklich, melancholisch und traurig stimmt. Trotzdem hat man am Ende das Gefühl, dass es einem viel gegeben hat, wenn man es zuschlägt.

"Das Leben ist eine zerbrechliche, kurze Sache. Jeder lebt nur ein einziges Mal. Jeder ist etwas Besonderes. Und deshalb zerstört man nicht nur einen Menschen, sondern eine ganze Welt. Deshalb hat niemand das Recht, eine Waffe auf dich zu richten. Niemals. (S. 251)

4 von 5 Sternen

1 Kommentar:

  1. Ich hatte beim Lesen deiner Rezension und des Zitats wirklich Gänsehaut!! Dieses Buch kommt so was von auf meine WuLi! Ist das genial. *-* Zwar hört sich das nicht nach einer leichten Lektüre an, aber nach etwas, das man gelesen haben sollte. =)

    Leni ♫

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