Auslöschung von Jeff Vandermeer

Anja Druckbuchstaben | 24 September 2014 |


Zum Inhalt:
Seit ein mysteriöses 'Ereignis' vor mehr als dreißig Jahren das Gebiet erschütterte, ist Area X von einer unsichtbaren Grenze umgeben. Niemand weiß genau, was dahinter geschieht, aber es gibt Gerüchte von einer sich verändernden und die Reste der menschlichen Zivilisation überwuchernden Natur, einer Natur, die ebenso makellos und bezaubernd wie verstörend und bedrohlich ist. Zuständig für das Gebiet ist eine geheime Regierungsorganisation, die sich 'Southern Reach' nennt und den Auftrag hat, herauszufinden, was hinter der Grenze geschieht.
Aber keine der Expeditionen, die 'Southern Reach' in das Gebiet entsandte, um Erklärungen für das Unerklärbare zu finden, hatte bisher Erfolg. Die meisten der Expeditionen endeten in Katastrophen, bei denen letztlich alle Mitglieder ums Leben kamen, und die Zeit, um Antworten zu finden, wird knapp, denn Area X scheint sich immer schneller auszudehnen."Auslöschung" ist der Bericht über die zwölfte Expedition. Sie besteht aus vier Frauen: einer Anthropologin, einer Landvermesserin, einer Psychologin und einer Biologin. Ihre Aufgabe ist es, die Geheimnisse von Area X zu entschlüsseln, das Gebiet zu kartographieren, Flora und Fauna zu katalogisieren, ihre Beobachtungen in Tagebüchern zu dokumentieren, vor allem aber sich nicht von Area X kontaminieren zu lassen. Doch es sind die Geheimnisse, die sie mit über die Grenze gebracht haben, die alles verändern werden.

Mein Senf zum Buch:
Das besondere am Buch ist die knisternde Atmosphäre. Man begibt sich als Leser mit dem Expeditionsteam auf unbekanntes Terrain, ohne zu wissen, was einen genau erwartet. Man hält sich innerlich ständig bereit, beim nächsten Schritt, um die nächste Ecke, etwas wundervolles, großartiges oder einfach nur grauenhaftes zu entdecken. Diese Anspannung hält konstant an. Die Stimmung im Buch ist durchweg bedrohlich.
Die Schreibweise des Autors ist sehr bildlich und stellenweise poetisch. Ich konnte mir die beschrieben Umgebung in Area X gut vorstellen und habe diese besonderen Textstellen sehr genossen.

"Nichts Lebendes unter der Sonne kann wahrhaft objektiv sein - nicht mal in einer völligen Leere, nicht mal, wenn das Gehirn eine geradezu selbstzerstörerische Sehnsucht nach Wahrheit gehabt hätte." (S. 13)

"Auf diese Weise setzt sich der Wahnsinn der Welt in dir fest: von außen nach innen - und zwingt dich, in seiner Wirklichkeit zu leben." (S. 131)

Dem Team, bestehend aus vier Frauen, wurde geraten, keine Namen auszutauschen, da sich jede von ihnen auf das Wesentliche konzentrieren und in dieser Mission eine bestimmte Funktion erfüllen soll. Wenn man über einander redet, stelle ich mir das noch machbar vor, aber in Gesprächen untereinander so gut wie unmöglich. Die Ansprache der Charaktere über die beruflichen Titel war sehr gewöhnungsbedürftig.
Irgendwie hatte ich von Anfang an das Gefühl, dass seitens der Psychologin eine bedrohende Stimmung ausgeht. Sie interessiert sich weniger für die Umgebung, sondern eher für die Mitglieder des Teams. Sie möchte alle unter Kontrolle haben.
Wie erwartet/ erhofft, stößt das Team schon bei den ersten Erkundungen auf ein merkwürdiges Phänomen. Besonders die Biologin strebt danach, dieses weiter zu analysieren, wobei ich ihre Schlussfolgerungen ziemlich aus der Luft gegriffen empfand. So völlig ohne Beweise, die die Wissenschaft doch eigentlich ausmachen.
Immer wieder kommen die vorhergehenden Expeditionen zur Sprache. Es ist die Rede von ehemals Beteiligten, die zwar zurückkehrten, jedoch ein völlig ungewöhnliches Verhalten an den Tag legten. Insgesamt erfährt man sehr wenig über Area X selbst. Ab einem bestimmten Punkt dreht sich die gesamte Handlung nur noch um diesen seltsamen Turm/ Tunnel. Auch sonst bleiben am Ende noch einige Fragen offen. Welche Rolle spielt die Organisation Southern Reach bei dem ganzen eigentlich? Und was zur Hölle ist das wirklich, das die Biologin da am Ende entdeckt hat? Ich habe wirklich lange darüber nachgedacht, konnte es aber mit meinem offensichtlich begrenzten Verstand nicht begreifen.
Fazit:
Wer auf Urban Exploring mit einer ordentlichen Portion Unerklärlichem steht, für den könnte das Buch etwas sein. Vom Feeling her musste ich bei dem Buch an Stephen King, LOST und Blair Witch Project denken, obwohl der Vergleich total hinkt. Wie soll ich das bloß zusammenfassen? Es ist eine Geschichte mit unerwarteten Wendungen, stellenweise unerwartet tiefgründig, aber auch ziemlich abgespaced mit einem unerwarteten Ende. Ich bin irgendwie durcheinander, aber verdammt gespannt wo das im Folgeband hinführt.
"Längst nicht alles, was uns passiert, lässt sich rational erklären." (S. 139)

3 von 5 Sternen 



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