13 Februar 2013

Und tief in der Seele das Ferne von Katharina Elliger




Klappentext:

Ein junges Mädchen erlebt die Vertreibung aus Schlesien. Ende 1944 werden die Nachrichten über die heranrückende Rote Armee immer bedrohlicher. Katharina und ihre Mutter schließen sich einem Flüchtlingstreck an, kehren jedoch bald in ihre Stadt zurück. Die Besatzungszeit ist grausam. Doch schlimmer trifft sie die Vertreibung unter unmenschlichen Bedingungen ein Jahr später.

Mein Senf zum Buch:
Katharina Elliger lebt 1939 in Bauerwitz, einem kleinen Ort in Schlesien. Dieser liegt zwischen Polen und Tschechien. Der kleine Ort und die angrenzende Gegend sind im zweiten Weltkrieg immer wieder Opfer von Besatzungen diverser Fraktionen. Erst ziehen deutsche Soldaten durch die Straßen, dann folgt die russische und schließlich die polnische Besatzung. Katharina, ihre Mutter, Freunde, Bekannte und Verwandten machen immer wieder Bekanntschaft mit Zwangsarbeit, Angst, Vertreibung und anderen Grausamkeiten.

Ich habe mir dieses Buch gekauft, weil das Thema sehr interessant ist und ich einen persönlichen Bezug dazu habe. Meine Oma und ihre Familie sind Opfer der damaligen Vertreibung aus Schlesien. Sie kamen aus dem ehemaligen Jungbuch bei Trautenau aus dem Riesengebirge, das heute zu Tschechien gehört. Wir sind im letzten Jahr zusammen dort hingereist, um ihre "Heimat" zu besuchen. Neben all diesen schrecklichen Erlebnissen, gibt es dennoch sehr viele schöne Erinnerungen an damals. Es war ein einschneidendes Erlebnis, vor ihrem alten Haus zu stehen, von dem nur noch die nackten Mauern vorhanden sind. 
Diese unfassbare Vertreibung, die auch meine Oma erlebt hat, beschreibt Katharina Elliger in ihrem Buch. Obwohl sich die Autorin mit Details in Bezug auf Brutalität und Grausamkeit, für mein Gefühl, noch sehr zurückhält, kommen die damit verknüpften Gefühle der Ohnmacht sehr intensiv rüber. Es ist nicht zu glauben und auszuhalten, was sich Menschen gegenseitig antun.

Ganz schlimm fand ich die Aufnahme der Flüchtlinge nach der Vertreibung in Deutschland. Die meisten Menschen begegneten ihnen nicht gerade freundlich, "...dahergelaufenes Pack mit zweifelhafter Herkunft." (S. 183).
Diese vielen Menschen, die so schreckliche Dinge erlebt hatten und froh waren, dass sie überhaupt noch am Leben waren, wollte niemand aufnehmen. Man hat sich anfangs nur notgedrungen dazu herabgelassen. Meine Oma hat schon oft aus dieser schweren Zeit erzählt. Glaube und Hoffnung haben sie niemals verloren.

Ich habe mir überlegt wie ich wohl reagieren würde und mir ist dann klar geworden, wie wir heutzutage auf Asylbewerber reagieren. Sie werden beschimpft und verurteilt, niemand hat diese Heime gerne in seiner Nähe. Sie sind immer wieder Opfer von Gewalt und Brandstiftung. Es hat sich nichts geändert. Wir werden unsere Fehler immer wieder wiederholen.


"Sie können uns alles nehmen, auch Gesundheit und Leben,aber unsere Berge können sie nicht versetzen." (S. 168)

Fazit:
Ein tragisches und wichtiges Stück Geschichte. Eine individuelle Schilderung der damaligen Erlebnisse.

5 von 5 Sternen





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